
Abendgang (Rainer Maria Rilke)
Wir wandeln in den Abendglanz
den weissen Weg durch – Taxusbäume,
du hast so tiefe, tiefe Träume
und windest einen weissen Kranz.
Komm, du bist müde. Kurze Rast:
Du lächelst in die heissen Fernen,
du lächelst zu den ersten Sternen,
und ich weiss, dass du Schmerzen hast.
Ich sehne mich so … Du verstehst. –
Und dieses Sehnen wird erst enden,
wenn du mit leisen, müden Händen
die erste Wiegendecke nähst.

